Krisen sollte man nutzen! – Die Bedeutung der organisationalen Resilienz
Der Begriff „Resilienz“ stammt ursprünglich aus der Werkstoffkunde und beschreibt die Eigenschaft eines Stoffes, sich nach einer Verformung durch äußere Einwirkung wieder in seinen Ursprungszustand zurück zu bilden. Die Ingenieurswissenschaften sprechen von resilienten Anlagen, wenn es eingebaute Redundanzen und zusätzliche Reserven gibt, die in der Lage sind, technische Defekte oder Ausfälle zu überbrücken und „das System am Laufen zu halten“.
In der Psychologie wird der Begriff ganz in diesem Sinne zunächst als Widerstandsfähigkeit und Robustheit beschreiben. Dies ist zudem aber mit einer hohen Flexibilität und Agilität kombiniert – und besonders wichtig: Mit der Fähigkeit sich neu zu erfinden! Ein resilienter Mensch kann sich an Situationen schnell anpassen, kann Krisen ohne andauernde Beeinträchtigungen überstehen und findet die Ressourcen und die Kraft für Veränderungen und Neuerungen.
Resilienz in der modernen Betriebswirtschaft
In der modernen Betriebswirtschaftslehre schließlich gilt Resilienz als Grundlage für Robustheit und Agilität gleichermaßen. Wir sprechen von einer „inneren Qualität“ der Organisation. Resilienz bildet die Basis der unternehmerischen Innovationskraft und gilt als notwendige Voraussetzung für die Evolutionsfähigkeit von Organisationen.
Das Konzept der Resilienz lässt sich grundsätzlich auf alle Systeme übertragen. Man unterscheidet dabei in drei Dimensionen der Resilienz. Ein Unternehmen kann auf eine Krise zum Beispiel mit Resistenz (1) reagieren und dem Druck und der Belastung standhalten. Alleine führt dies allerdings dazu, dass das Leis-tungsniveau nachher dauerhaft niedriger bleibt. Erst über eine gute Regeneration (2) findet das Unternehmen zu seinem ursprünglichen Leistungsniveau und Entwicklungspfad zurück.
Ein resilientes Unternehmen kann auf eine Krise oder eine starke Verände-rung aber auch mutig und aktiv gestaltend reagieren. Durch ein schnelles und flexibles Anpassen und Eingehen auf die neuen Gegebenheiten kommt es dann zur Rekonfiguration (3). Es werden bewusst neue Wege beschritten, neue Produkte und Services sowie Prozesse und Geschäftsmodelle entstehen und liefern das Potential zu einer dauerhaften Steigerung des Leistungsniveaus.
Aufgrund der COVID-19 Pandemie bietet sich der aktuelle Zeitpunkt für weiterführende Analysen an, da sich während oder nach einer Krise die jeweilige Ausprägung der Resilienz besonders klar abzeichnet und in solchen Zeiten die Chancen für eine mutige und gestalterische Reaktion auf die Veränderungen besonders ausgeprägt sind. Im Rahmen des Experimentierraumprojektes werden wir die solche weiterführende Analyse gemeinsam mit unseren Partnerunternehmen durchführen.